Excerpt from Ã?ber Philosophische Propadeutik

Aufgabe hat die Philosophie es daher zu allen Zeiten betrachtet, den Zusammenhang zu bestimmen, der zwischen unserem eigenen Dasein und Wesen und dem der Au�enwelt besteht. Wenn aber der Philosoph diesen Zusammenhang in seinen Hauptzügen festgestellt zu haben glaubt. Dann kann es nicht fehlen, dafs er aus dieser Erkenntnis Folgerungen für sein und seiner Mitmenschen praktisches Verhalten zieht. 80 wird die Philosophie und das ist die dritte Seite ihrer Be deutung zu einer praktischen Norm, zu einer sittlichen �berzeugung. Ob es dem einzelnen Denker mehr oder weniger gelingt, dieser selbstgeacbaffenen Norm gemäfs zu handeln und zu leben, oder ob er es auch nur ernsthaft versucht. Ist eine Frage, die von seinem persönlichen Charakter und seiner Willenskraft abhängt, und die für oder eider den Wert seiner philosophischen Gedanken nichts beweist. Nur dann könnte diese Fmge rerhingnismlf für die Philosophie überhaupt werden, wenn es eine Thatsache wäre, was das populäre Vorurteil freilich gern annimmt, dafs die meisten philosophischen Normen für das Leben unbrauchbar wären und das Leben der meisten Denker mit ihrer Lehre nichts gemeinsam hätte. Allein die Geschichte der Philosophie zeigt jedem, der sie kennt, das klare Gegenteil: bei den meisten grofseu Philosophen und bei vielen ihrer Schüler finden wir eine weitgehende �bereinstimmung zwischen Leben und Lehre, und wo das erstere hinter dem letzteren zurückbleibt, zeigt sich eben nur der Abstand zwischen Ideal und Wirklichkeit, der alles Menschliche durchzieht: es geht den Sittenlehren der grofsen Religionen, des Christentums zumal, nicht die Spur anders, und doch wird es niemandem einfallen, hieraus den Schlu� zu ziehen, dafs diese Lehren praktisch wertlos wären.

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