Das Johannesevangelium enthält verborgene Botschaften, die von der Unendlichkeit des Geistes Gottes und seiner Einheit sprechen. Diese Ideen stellen unser alltägliches Bewusstsein in Frage. Deshalb wurde dessen Theologie von der kirchlichen Lehre umgedeutet bis nur noch ein objektiver, getrennter Gott übrigblieb und ein historischer Jesus, der für sich in Anspruch nahm, allein Gottes Sohn zu sein. Anstatt den Weg zur Einheit zu öffnen, wurden den Christen Hindernisse in den Geist gelegt. All diese Hindernisse basierten auf der Schuld durch die Trennung von Gott. Diese Trennung konnte jedoch niemals stattgefunden haben, wie dieses Buch es darlegt. Denoch wird diese Trennung bis heute in den großen Kirchen kaum in Frage gestellt. Indem die christliche Theologie auf der Trennung von Gott besteht, gräbt sie sich selbst das Wasser ab. In der frühen Christenheit wurde noch die Einheit des Geistes gelehrt und gelebt, bis diese beim VIII. Ökumenischen Konzils von 869 in Konstantinopel als häretisch erklärt wurde. Seit dem besaß der gläubige Christ nur noch Körper, Seele und Intellekt und war vom Geiste Gottes abgeschnitten. Was ein Mensch glaubt, das erlebt er und verstärkt den Glauben daran wiederum durch sein Erleben. Darum verändert jede Religion und jede Ideologie das Erleben der Welt. Wer nach Liebe sucht wird sie nicht finden, wenn er voller Angst ist. Es ist ein Teufelskreis, in dem viele Menschen stecken. Darum brauchte die Welt einen, der das Gute bis in die letzte Konsequenz verkörperte. Das Christentum war daher auch als eine universale Befreiungsreligion gedacht, nicht als ein Kultus des Sonntagsgottesdienstes mit einem objektivierten Gottesbild. Dieser Gott, der als außerhalb und daher als begrenzt gesehen wird, hoch oben auf einem Thron sitzend, ist nur ein Götze. Darum heißt es bei Mose in der hebräischen Bibel: Du sollst dir kein Bildnis machen. Wenn Gott Gott existiert, muss er unendlich sein. Er muss daher hier sein. Gott geht darum jeden an, der etwas über sich selbst erfahren möchte, das über den fragilen und begrenzten Körper hinausgeht. So vieles wurde zwischen den Menschen und Gott geschoben. Das war das Gegenteil der Intension Jesu, der über die staubigen Straßen Palästinas wanderte um den Menschen das Himmelreich hier und jetzt zu predigen, das umsonst gegeben wurde. Er redete von einem Gott, der kein Opfer verlangte und nur darum bat, einen jeden lieben zu dürfen. Der Islam als Antwort auf die spätere Verwaschenheit des Christentums und dessen Verrat an der Seele wäre nie notwendig geworden, wenn dieses seine Aufgabe erfüllt hätte, alle Menschen zurück zu Gott zu bringen. Der Zorn der Fanatiker kommt auch von diesem Versagen her. Die Welt wartet auf eine Wiedergeburt des Christentums. Es liegt an uns alle Illusionen hinter uns zu lassen und den Weg zur Wahrheit tapfer zu beschreiten. Die Wahrheit ist so einfach wie Gott. Aber Einfachheit ist für den menschlichen Geist am schwersten zu verstehen. Wer etwas Geduld mitbringt, kann sehen, wie diese sehr alte und auch wieder ganz neue Art der Vernunft seinen Geist befreit und ihn der Liebe zurückerstattet, in deren Armen er sich endlich zu Hause bei Gott wiederfindet.