Excerpt from Wilhelm von Humboldt und die Anf�nge der Preu�ischen Verfassung

Das Volk war zu sehr mit der Wiederherstellung des durch die napoleo-nische Zeit zerr�tteten Wohlstand - es be sch�ftigt, als da� dieser unbefriedig-ende Ausgang eine leb haftere Bewegung nach sich gezogen h�tte. Es ist ja �ber haupt eine schwierige und, glaube ich, noch nicht gen�gend gekl�rte Frag-e inwieweit denn die preu�ischen Verfassungs pl�ne eine bedeutende popul�re Str�mung hinter sich hatten. Man mu� sich h�ten, �u�erungen, die aus der d�nnen Ober schicht hochster Bildung stammen, allzugro�es Gewicht bei zumessen, etwa in dem Sinn, als wenn in dem Gedanken kreis der Freiheitsk�mpfer Verfassungsideen eine irgend wie erhebliche Rolle gespielt h�tten. Hiergegen hat sich bekanntlich schon Bismarck bei seinem ersten �ffentlichen Auftreten im Vereinigten Landtag von 1847 gewendet; auch der Jurist de Lancizolle, der Lehrer Friedrich Wilhelms IV., der selbst den Beir-eiungskampf als freiwilliger J�ger mit gemacht hatte, bestritt mit gro�er Energie, da� solche Ideen in dem Volksh'eer Raum gewonnen h�tten: beides freilichh'ochkonservative M�nner. Auf der anderen Seite gibt es' doch zu denken, wenn etwa ein Mann wie Achim v. Arnim, an einer Besserung der Gesetzgebung im absoluten Staat verzweifelnd, schon 1814 emphatisch ausruft: An Ver fassung fehlt's! Oder wenn Hardenberg in der Denkschrift vom 3. Mai 1819 von dem immer lauteren Drang aller St�nde nach repr�sentativen Verfassungen spricht. Auch die Enquete der drei Minister von 1817 hat trotz der eng herzigen Auswahl der Befragten zahlreiche Stimmen zu Gunsten der Verfassung ergeben. In den rheinischen St�dten regte es sich und die Berliner Stadtverordneten setzten sich f�r eine Beschleunigung des Verfassungswerks ein. Die Volkserheburig gegen die Fremdh-errschaft hatte in den weitesten Kreisen das schlummernde Interesse fur den Staat geweckt. Wenn sie selbst auch nichts mit Verfassungs w�nschen zu tun hat, so hatte sie doch den B�rger und Bauer seine Bedeutung f�r den Staat f�hlen lassen. Sie wollten nun auch im Frieden etwas gelten. Auch in Preu�en pochte der dritte Stand an die Pforten der politischen Macht. Sch�n erz�hlt in seiner Selbstbiographie deren Glaub w�rdigkeit allerdings auch durch ihre neueste Verteidigerin nicht vor kritischen Anfechtungen bewahrt werden kann, da� selbst Handwerker von der Notwendigkeit einer Kon stitution gesprochen h�tten. In den Zeitungen dieser Jahre wird der Ruf nach Verfassung immer und immer wieder erhoben. Freilich sind sie f�r diese Zeit eine Quelle, die nur mit gro�er Vorsicht zu benutzen ist. Aus einem Zeitungsartikel etwa, von dem sich nachweisen l��t, da� er aus Wilhelm v. Humboldts Feder stammt, wird man keine Schl�sse auf die Volksstimmung ziehen d�rfen. Immer hin mu� doch wenigstens das theoretische Verlangen nach Verfassung in verh�ltnism��ig weite Kreise gedrungen sein, mag es auch an einer wirklichen' politischen Bewegung zu n�chst noch gefehlt haben.

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