Excerpt from Spinoza-Brevier: Zusammengestellt und mit Einer Einleitung Herausgegeben

Aus der strengen und vorurteilslosen Erkenntnis der nat�rhchen Ordnung der Dinge soll ein nat�rliches System des Lebens gestaltet und der Ort, den das Indi viduum mit seinen W�nschen und Leistungen in dieser Ordnung notwendig einnimmt, bestimmt werden. Die Ermittlung und Darstellung dieses Systems kann nicht auf dem Wege der empirischen Wahrnehmung und Beobachtung erfolgen. Auch die R�cksichtnahme auf die �berlieferung, auf Gewohnheit und Konvention ist hier f�r nur hinderlich. Denn beide Verfahren liefern keine feste, unzweideutige Erkenntnis. Wir kommen unserem Ziele nur n�her, wenn wir der'vernunft folgen, auf sie unsere Erkenntnis st�tzen und von dieser Grundlage aus Hand anlegen, um das Leben neu zu gestalten. Aus schlie�lich die rationale Wissenschaft der Natur und des Lebens kann als die berechtigte Voraussetzung gelten, um die Stellung des Lebens inmitten der Wirklichkeit, um seine Aufgabe und seinen Zweck zu erfassen und die Mittel zur Erf�llung dieses Zweckes aufzudecken. Diese Erkenntnis haben Wli' m der Mathematik und in den exakten Naturwissenschaften, in erster Reihe in der mechanischen Physik, vor uns. Und so werden diese Wissenschaften, auf deren Sch�pfung die Zeit der Renaissance und der anhebenden Aufkl�rung mit so hohem und berechtigtem Stolz blickte, in den Zusammen hang des praktischen Lebens eingestellt und als die unvergleichlich sicheren und. Machtvollen Hilfsmittel f�r die Verwirklichung der damals sich gewaltig regen den realistischen Forderungen anerkannt und verwendet. Rationale, d. H. Mathematisch-deduktive und natur wissenschaftlich-kausale Betrachtung mache den Blick frei f�r die Erkenntnis der wahren G�ter und festige den Mut zu ihrer Erwerbung. Und hieraus erhellt, da� Spinozas ganze Philosophie, die sich so energisch als reine Forschung gibt und. In der mathematischen Unter suchungsweise ihr methodisches Vorbild sieht, schlie� lich doch auch praktisch-realistischen Absichten mitdient. Sie ist keineswegs etwa weltfremde Spekulation, so sehr sie das Ansehen einer solchen tragt; sie will das diesseitige Leben f�rdern, allen Anflug, der auf das Jenseits gerichtet ist, tilgen, da er das Leben und. Den Willen zum Leben, d. H. Die Selbstbehauptung, den Drang zur energischen Durchsetzung des Willens, diesen Ur und Grundtrieb des Menschen, schw�cht. Sie will das Dasein aus der Zersplitterung in einzelne, einander widerstreitende Interessenkreise zur Einheit und Ein tracht des Handelns f�hren, sie will an die Stelle der Triebhaftigkeit und. Begierden geschlossene und sinnvoll vern�nftige Selbstbestimmung, mit anderen Worten: die Autonomie der Vernunft an die Stelle der Leidenschaften setzen. Was der Philosoph in ruhiger Zergliederung und absichtsloser Gr�belei entwickelt, m�ndet in eine tiefernste Lehre, ja in eine Predigt ein, das soll dazu beitragen, dem Ideal einm�tig-zweckvoller, praktisch-positiver Lebensgestaltung Eingang und Verwirklichung, dem Reiche der Vernunft und der Humanit�t Anerkennung und Herrschaft zu verschaffen.

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