Excerpt from Romulus: Die Paraphrasen des Phaedrus und die Aesopische Fabel in Mittelalter

Die bedeutung dieser handschrift liegt zunächst in ihrem alter und dem dadurch urkundlich gelieferten beweise von dem vorhandensein der prosafabeln des Romulus schon im zehnten jahrhundert. Die bisherigen untersuchungen in dieser richtung sind dadurch mit einem schlage beseitigt, so dass es überflüssig erscheint, irgendwie auf dieselben einzugehen. Die bedeutung der handschrift liegt aber ferner ebensowohl in der vollstän digen übereinstimmung mit einem um zwei jahrhunderte jüngeren codex, durch welche erwiesen wird, dass eine ganz bestimmte fassung unserer fabeln diejenige nämlich, welche nach einem widmungsschreihen des Romulus an seinen sohn 'l'iberinus einen bestand von rund achtzig fabeln in stehender folge auf vier bücher vertheilt und mit einer zuschrift an Rufus abschliesst, wie das vorstehende inhaltsverzeichnis über sichtlich zeigt dass diese fassung nicht nur im zehnten jahr hundert schon fest ausgebildet war, sondern auch mehrere jahrhunderte hindurch sich durchaus unverändert erhalten hatte. Da diese recension nun gegen ende des vierzehnten jahrhun detts, unbeirrt von vielen tiefgehenden abweichungen und aus gestaltungen der zwischenzeit, im ganzen wenig verändert von neuem auftaucht, so darf wohl angenommen werden, dass die selbe die eigentlich und ursprünglich dem Romulus zugehörende fassung darstellt, die eine reihe von jahrhunderten hindurch im wesentlichen unverändert sich fortpflanzte, während sie zu gleicher zeit die grundlage für eine reihe durchaus abweichen der gestaltungen, zum theile sogar völlig neuer schöpfungen bildete.

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