Excerpt from Rede auf Franz Hofmann: Gehalten am 15. November 1903 bei der Enthüllung der in den Universitäts-Arkaden Aufgestellten Büste Hofmanns

Mitteilung von seiner Entdeckung machte; so zeigte er mir das Manuskript seines unvollendeten Werkes iiber die Digesten J ustinian s, das ihn 20 J abre lang beschäftigt hatte, erst kurz vor seinem Tode; ja mit der Frage der zeitlichen Grenzen der Geltung von Rechtsnormen, mit jener Frage also, die man neuestens mit dem Namen des intertemporalen Privatrechts zu bezeichnen pflegt, hatte er sich seit seiner Studentenzeit be schäftigt und schon damals den Grundgedanken, den er ge funden, seinem verehrten Lehrer Unger und, wie ich glaube, seinem Vater und Bruder mitgeteilt; daÃ? er aber so viele J abre diesen ursprünglich für ein selbständiges Werk bestimmten Stoff in sich hegte und ausbaute, das erfuhr ich erst als er daran ging, ihn für die Exkurse zu bearbeiten. Diese Beispiele zeigen die Regel seines Arbeitens: Zuerst trug er die Sache in sich aus, wie ein süÃ?es Geheimnis. War dieses aber einmal gebrochen, dann verlangte ihn um so dringender, die Sache mit dem Freund aufs genaueste zu besprechen. Dabei ging er bereitwillig auf jede Einwendung ein; nicht etwa nur, um sie zu widerlegen und abzutun, sondern und meist war dies der Erfolg um für die Arbeit selbst zu gewinnen, was daraus gewonnen werden konnte: ein Abschleifen scbrofi'er Ecken und Kanten, die Ausgestaltung bis in das feinste Detail. Dabei durften selbst Lieblingsgedanken, die er seit Dezennien als feststehende ange sehen und festgehalten hatten, ohne weiteres in Frage gestellt werden; wohl war zuweilen ein aufrichtiger Schmerz nicht zu verkennen, wenn ein solcher Gedanke auf unerwarteten Wider stand stieÃ?, aber auch darunter hatte die Diskussion nicht zu leiden, sie blieb trotzdem ausnahmslos rein sachlich. Dabei be währte sich überall und immer der weitreichende, die entlegen sten Zusammenhänge umfassende Blick, durch den er sich aus zeichnete. Und ehe noch die eine Arbeit vollendet war, ent standen in seinem Kopfe Pläne zu neuen Arbeiten in solcher Fülle, daÃ? Dezennien zu ihrer Ausführung nicht hingereicht hätten. Einer seiner Lieblingspläne dieser Art war, wir beide sollten ein lateinisches Institutionenwerk schreiben, bestehend wesentlich aus den sorgsam gesammelten passendsten Quellen; stellen, die durch einen auf eine möglichst kurze Verbindung derselben beschränkten Text zu einheitlicher Darstellung zu sammengefaÃ?t sein sollten.

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