Excerpt from Quellen zur Schweizer Geschichte, 1895, Vol. 16

Der Gedanke, die staatlichen Archive der historischen Forschung allgemein zugänglich zu machen, ist noch ziemlich neu. Wien hat, wenn ich nicht irre, das gute Beispiel gegeben, dem andere Natio nen folgten, und Italien, das den grössten Reichtum an handschrift lichen Schätzen besitzt, darf wohl den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die liberalsten Bestimmungen über die Benützung seiner staatlichen und communalen Archive für wissenschaftliche Zwecke aufgestellt zu haben, Bestimmungen, deren Wert sich noch wesent lich erhöht durch die Zuvorkommenheit, womit sie in den verschie denen Provinzen des Landes von den betreffenden Beamten fast über all gehandhabt werden.

Leo XIII., von regem persönlichem Interesse für die historische Wissenschaft erfüllt, erschloss der gebildeten Welt ein Archiv, das seinesgleichen an Reichtum und Wert nicht hat. Es ist jetzt Jeder mann der Zutritt zu diesem päpstlichen Archive nicht blos möglich gemacht, sondern die Arbeit selbst gestaltet sich in demselben für Jeden zu einer angenehmen, sowohl durch die ganze Organisation als namentlich durch das Auftreten der Archivbeamten, das alle Be nutzer des Archivs zu grösstem Danke verpflichtet. Es überrascht diese Erfahrung um so angenehmer, wenn man, wie Schreiber dies, mit ganz andern Voraussetzungen hinkommt und nur zu bald die Usherzeugung gewinnt, dass das jederzeit bereitwillige und liberale Entgegenkommen der Beamten seinen Grund nicht blos in deren persönlichen Liebenswürdigkeit hat, sondern tatsächlich den Inten tienen entspricht, welche an höchster Stelle gehegt werden.

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