Excerpt from Programm des St�dtischen Johannes-Gymnasiums zu Breslau: F�r das Schuljahr von Ostern 1874 bis Ostern 1875

Denken wir an die Allgemeinheit und die lange Dauer dieser Institution, die noch immer nicht ganz von der Erde verschwunden ist, so wird uns die Sklaverei bei den V�lkern des Alterthums nicht als etwas eigenth�mlich Fremdartiges erscheinen. Wie sich dieselbe nun bei dem begabtesten Volke des Alterthums, den Griechen, in den Haupt punkten gestaltet hat, und besonders, wie sich die Ansichten der Griechen selbst ihr gegen �ber verhalten haben, wollen die folgenden Zeilen in �bersichtlicher Darstellung zu zeigen versuchen. Benutzt sind hierbei zun�chst die alten Schriftsteller selbst und die philologisch historische Literatur �ber das Sklavenwesen bei den Griechen, dann einige Werke �ber die Sklavenfrage in ihrem ganzen Umfangs. Unter den letzteren nenne ich besonders die Preisschrift von Wiskemann: Die Sklaverei. (leiden, 1. Die Sklaverei im mythischen Zeitalter.

Xenophon l�sst den Cyrus sagen, es sei ein ewiges Gesetz in der ganzen Welt, dass nach der Einnahme einer Stadt die G�ter und Personen der Besiegten Eigenthum der Sieger seien Er betrachtet also die Unfreiheit in Folge Unterliegens im Kriege als eine Einrichtung, die durch die Uebereinstimmung aller Menschen von jeher bestehe. Und er konnte allerdings von einem ewigen Gesetze insofern Sprechen, als Krieg und in Folge desselben Sklaverei mit allen ihren verschiedenen Erscheinungen immer dagewesen waren, so weit griechisches Bewusstsein zur�ckreichte. Nur die Phantasie der Dichter, wor�ber Athenaeus im sechsten Buche berichtet, schuf eine Welt, "wo allgemeiner Friede war, wo es keine Manes gab, wie phrygische Sklaven h�ufig hiessen, keinen im Hause gebo renen Sklaven, keine Sklavin zu h�uslichem Dienste; wo aber auch ein Schlaraffenzustand herrschte, welcher alle Sklaven �berfl�ssig machte. Denn damals stellten sich die Tische von sellst hin, die Fische brieten sich selbst, kamen zum Munde und baten gegessen zu werden; und hatte Einer Alles gegessen, was herangekommen war, so stand es wieder in vermehrter Menge da. Selbst die Greise, heisst es weiter, brauchten damals keine Sklaven, sondern bedienten sich selbst. Ausserdem erz�hlt Herodot (vi, dass zu der Zeit, wo die Athenienser die Tyrrhenischen Pelasger vertrieben, weil sie den wasserholenden Athenienserinnen an der Quelle Enneacrunos nachstellten, die Griechen keine Sklaven gehabt h�tten. Aber diese Vertreibung wird siebzig Jahre nach dem Trojanischen Kriege angesetzt, f�r welchen doch schon Homer die Sklaverei kennt. Ferner behauptete 'i'imaeus, wie Athenaeus sagt, dass es in alten Zeiten bei den Griechen keine gekauften Sklaven gegeben habe, und dass dies bei den Lokrern und Phokern bis neuerdings der Fall ge wesen sei. Ihre Felder h�tten dieselben mit H�lfe armer Arbeiter bestellt, was bis zu ihrem zeitweiligen Gl�cks in dem sogenannten heiligen Kriege gedauert habe. Da seien sie durch die Beraubung des Delphischen Tempels so bereichert werden, dass sie sich h�tten Sklaven anschaffen k�nnen. Indess kommen wiederum schon bei Homer gekaufte Sklaven vor, und wenn sogar wirklich in dem armen und kleinen Phocis und Locris l�ngere Zeit wenige oder gar keine Sklaven gewesen sein sollten, so waren sie daf�r l�ngst in dem �brigen Griechenland zahlreich vorhanden. In Wahrheit erzeugte schon in den �ltesten Zeiten das sogenannte Recht des St�rkeren, das heisst die st�rkere Gewalt, im Dienste der Herrschsucht, des Eigennutzes und der Scheu vor eigener Arbeit die Sklaverei, welche durch die allgemeine Denkweise gest�tzt wurde. Unlust zur Arbeit.bei den St�rkeren bewirkte die unfreie Arbeit Schw�cherer, und diese wiederum f�hrte all m�lig zur Missachtung der Arbeit. Man f�hrte Kriegsgefangene weg, fing Menschen durch Seer�uberei und List, behielt die Gefangenen oder Geraubten f�r den eigenen Gebrauch.