Excerpt from Physikalische Krystallographie und Einleitung in die Krystallographische Kenntniss der Wichtigsten Substanzen

Der Verfasser hat sich nun durch seine Vorlesungen über Krystallo graphic allmälich immer mehr überzeugt, dass das Verständniss derselben ein weit vollkommeneres, in vielen Beziehungen sogar leichteres wird, wenn man die geometrischen Eigenschaften in ihrem Zusammenhange mit den physikalischen behandelt, jene gleichsam aus diesen entwickelt. Eine grosse Zahl der krystallographischen Gesetze, welche in den Lehrbüchern einfach als Erfahrungssätze hingestellt werden, ergeben sich alsdann als nothwendige Consequenzen der physikalischen Eigenschaften, und manche Fragen, welche aus Missverständniss anderer Gesetze noch in neuester Zeit die iecte gegenstandslosen wissenschaftliehen Streites gewesen sind, lösen sich in einfachster und befriedigendster Weise. Als ein Beispiel dafür mag nur angeführt werden, dass es heutigen Tages noch Schriftsteller in diesem Fache giebt, welche behaupten, dass die Kvstallsysteme nur künst liche Fächer sind, welche die Natur in der Vielseitigkeit der Erscheinungen überspringt, eine Behauptung, deren Unrichtigkeit Jeder erkennt, der sich nur einigermassen mit der Physik der Krystalle beschäftigt hat.

Die Klärung der Ansichten, welche die Einwirkung der Physik auf die Krystallographie in letzterer hervorgebracht hat, muss ihren Ausdruck auch finden in der Methode nach welcher diese Wissenschaft gelehrt wird, und darum ist der Verf. Der Ueberzeugung, dass nach und nach diejenigen Fachgenossen, welche an höheren Unterrichtsanstalten über Krystallographie besondere Vorlesungen halten, dazu übergeben werden, in diesen den physikalischen Eigenschaften der Krystalle die ihnen ge bührende Behandlung zu Theil werden zu lassen. Dass dies gerade in der, von dem Verf. Hier ausgeführten, Art und Weise geschehen wird ist natürlich nicht anzunehmen; in Bezug auf die Methode wird Jeder se1nen eigenen Weg gehen; aber durch seine Behandlung des Gegenstandes hofft der Verf. Den Beweis zu liefern, dass die Darstellung der Krystallographie im Zusammenhange mit der Krystallphysik ausserordentliche Vortheile vor der rein geometrischen besitze.

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