Die Geschichte des Wolfram von Eschenbach spielt auf beiden Seiten des Rheins. Er schließt mit seinem kolossalen Werk die mittelalterlichen Gralserzählungen ab, die etwa 50 Jahre zuvor mit Chretien de Troyes "Conte del Graal" begonnen waren und mit Robert Borons "Jorseph dÁrimathe" und "Merlin" weithergeführt wurden. Nach ihm wird es von englischer Seite Jahrhunderte später noch eine Zusammenfassung der Grals- und Arthuserzählungen von Sir Thomas Malory mit "Le Morte d´Arthur" geben. Die ersten Vorläufer dieser Geschichten von Parzival, dem Gralssucher, waren irisch-keltische Erzählungen von einem jungen Mann namens Peredur. Die Gralslegenden kamen aus dem Westen und sind westliche Erzählungen, die von Wolfram nach Osten gebracht wurden, in einer Zeit, in der der große Stauferkaiser Friedrich II. Dem Reich eine modernere Verwaltung gab, Universitäten gründete und es einen lebendigen Austausch mit den christlichen Königreichen in Kleinasien und Palästina, sowie dort ansässigen jüdischen und islamischen Gelehrten gab. Es war die Blütezeit des Hochmittelalters. Parzival ist eine zutiefst deutsche Geschichte, in der es um die für unsere Nation so wichtige Suche nach Wahrheit geht. Sie spielt im fünften Jahrhundert nach Christi Geburt. Zu dieser Zeit hatte sich das römische Reich aus Europa zurückgezogen und große Territorien waren in die sogenannte Barbarei zurückgefallen. In England stellte sich ein Landlord, dem später der Namen Arthus verliehen wurde, dem Ansturm der Wikinger und Sachsen entgegen und schaffte es noch einmal für einige Jahrzehnte einen Rest an römisch-keltischen Kultur zu bewahren. In Deutschland hatten Karl der Große das Heidentum bereits in blutigen Kriegen gegen die Sachsen niedergeworfen. Die iro-schottischen Mönche waren dabei ihre Version des keltischen Christentums dorthin zu tragen. Die Geschichte von Parzival beschreibt nicht nur ein deutsches sondern auch ein europäisches Abenteuer bei dem auch Akteure aus Frankreich, England, Afrika und Vorderasien mitspielen. Christen und Moslem kämpfen an fernen Fronten mit- und gegeneinander. Die Territorien auf beiden Seiten des Rheins sind noch nicht in Nationalstaaten zerteilt, sondern in persönliche Einflusszonen der Landlords. Große Gebieten sind von Wäldern bedeckt, durch die Ritter und gemeines Volk hindurch streifen, immer auf der Suche nach irgendetwas, so wie wir heutzutage das Internet durchstreifen. Bei diesem krönenden Abschluss der mittelalterlichen Gralsromane geht es um das Erbe der Kreuzfahrer und vor allem der Templer. Da Eschenbach den Tempelrittern nahestand, atmet dieser erste deutsche Roman einen offenen, ironischen und mystisch aufgeladenen Geist. Die Geschichte bewegt sich durch die Tierkreiszeichen und folgt dem Weg des Adepten durch die Verwandlungsprozesse der Alchimie. All sein geheimes Wissen schreibt er dort hinein, um es für zukünftige Leser zu bewahren. Es ging Wolfram um es um die Ausrufung eines gerechten Reiches in der Mitte Europas, das für die Menschen da war, sowie um die Art neue Art des christlichen Glaubens, den die Ketzer aus Frankreich und Palästina nach Deutschland gebracht hatten, sprich Tempelritter, Katharer und Kabbalisten die vom reinen Katholizismus abgewichen waren.