Friedrich der Andere ist ein Roman, historisch, philosophisch, theologisch, feuilletonistisch, in dem die Geschichte von Friedrich Engels vor der des preußischen Königs Friedrich II. als ein Vater-Sohn-Konflikt dargestellt wird. Beide "Friederiche" leiden in ihrer Kindheit und Jugend unter starken Vätern, die die Wege der Söhne bestimmen wollen. Beide Söhne brechen jeweils auf eigene Weise aus, erleiden ihre Tiefpunkte (Küstrin bei Friedrich II., die gescheiterte Revolution von 1848 bei Engels), lernen daraus und entwickeln sich zu den Persönlichkeiten, die den Menschen bis heute in Erinnerung bleiben. Anhand der Briefe und Schriften von Engels wird seine Einbindung in die Zeit des 19.Jhds deutlich, seine Abwendung von seiner frommen Familie und seiner Hinwendung zu Karl Marx. Er ist es, der Marx sein "Kapital" ermöglicht, indem er die ökonomischen Voraussetzungen formuliert, die Arbeit finanziert und später die Verbreitung organisiert. Engels nennt das Alles nach dem Tode von Marx "Marxismus" - seinen Anteil daran lässt die eigene Bescheidenheit im Hintergrund. Der Roman beschreibt die erfolgreiche Geschäftstätigkeit von Engels als Kaufmann und Schriftsteller, als Journalist und Philosoph, seinen Umgang mit dem anderen Geschlecht, seine Vielfältigkeit nach allen Seiten, aber auch seine persönlichen Konflikte, die sich daraus entwickeln. Die wichtigsten Veröffentlichungen von Engels werden dargestellt, zur ökonomischen Situation seiner Zeit, zu militärischen Konflikten, das "Kommunistische Manifest", zur Revolution 1848/49, zur Frage einer "Diktatur des Proletariats", zur Commune in Paris, die Auseinandersetzung mit Bakunin, vor allem aber der "Anti-Dühring" mit dem Eingehen von Engels auf die Dialektik. Der Verfasser ist Pfarrer im Ruhestand, der die kirchlich-pietistische Prägung von Engels verdeutlicht, sein Vernunft-betontes sich Lösen von all dem, sein Suchen und Finden bei Schleiermacher und Hegel. Es werden auch die Schriften von Engels berücksichtigt, in denen er in seinen letzten Jahren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Sozialdemokratie und dem Urchristentum aufzeigt. Friedrich Engels erscheint so als ein Beispiel eines christlichen Abendländers, als ein Produkt der Epoche von 500 Jahren Reformation. Engels setzt sich mit Bismarck und Moltke auseinander und mit der Geschichte, für die beide Namen stehen. Engels wird in seinem Verhältnis zu Marx beschrieben als dessen "Intimus", zugleich als einer der Väter der Sozialdemokratie, wie er sich um deren internationale Verbreitung bemühte. Deutlich wird auch, wie Lenin später mit ihm umging, und es werden Linien gezogen, das Werk und die Bedeutung von Engels über die Zeit der Sowjetunion hinaus in eine weitere Zukunft fortzusetzen. Wird der Kapitalismus ewig dauern? Was wird danach folgen? Wird es einen "Meta-Kapitalismus" geben, eine politisch-demokratische Kontrolle der Ökonomie? Wie könnte die aussehen? Muss das "Sozialismus" oder "Kommunismus" heißen? Oder was kann man von Engels her für die Zukunft erwarten? Mit solchen Fragen beschäftigt sich der Roman Friedrich der Andere.