Barfuß steht ein Mädchen auf dem nackten Stein, die Kleidung zerschlissen, die großen Löcher an Knien und Armen nur notdürftig geflickt. Den Blick fest auf die nächste Straßenecke geheftet, die Augenbrauen konzentriert und wachsam zusammengezogen, steht die neunjährige Eva da. Sie wartet, schon seit Stunden. Heute vergebens, denn ihre Mutter kommt nicht mehr zurück.
Doch Zeit zum Verzagen hat sie nicht, schon dringt der Ruf ihrer kranken Großmutter zu ihr heraus.
Königsberg ist 1947 schwer gezeichnet von Kriegsschäden der letzten Bombenangriffe des 2. Weltkriegs. Nun herrschen Hunger, Angst und Kälte in den Straßen. Die Familie Lobrecht schlägt sich nur mit sehr viel Mühe durch. Doch eine Zukunft scheint ihnen verwehrt zu sein. Der Vater verschwunden, eine kranke Großmutter und dann ist da noch ihr Bruder, der ihr so viel Kummer bereitet.
Trotz ihres jungen Alters, der darin zugrunde liegenden Naivität und kindlichem Spieltrieb, lernt Eva, sich durchzuschlagen. Mit Lebensmitteldiebstählen und Betteln schafft sie es die Mägen eine Weile zu füllen, doch die Entnazifizierung und das Vertreiben der letzten Deutschen im Land bedrohen auch ihre Familie.
Durch eine zufällige Begegnung lernt sie Paul kennen, einem verwaisten Jungen, der den Dreh raus hat, für sich das Beste herauszuholen. Dieser erzählt ihr von einem Bauern, kurz hinter der litauischen Grenze, welcher einen alten Hof aufbaut und deutsche Kinder für sich arbeiten lässt.
Die Not in Königsberg, nun Kaliningrad, wächst stetig weiter und Eva muss eine Entscheidung treffen. Wagt sie den weiten und nicht minder gefährlichen Weg nach Kersiskiai, oder bleibt sie bei ihrer Familie? Ohne Perspektive, ohne Ziel?
So tritt sie schließlich die Reise an und beginnt für den Bauern Dalius zu arbeiten und freundet sich schließlich mit ihm an. Mit den erarbeiteten Lebensmittel kehrt sie über Monate immer wieder nach Hause zurück.
Auf ihren Reisen zwischen den Landen erlebt das Mädchen allerhand Abenteuer. Trifft andere Wolfskinder und findet in dunkelsten Stunden Trost und Freundschaft. Doch stets sind Partisanen und Rotarmisten auf ihrer Fährte.
Wie lange wird es ihr möglich sein zwischen den Landen zu pendeln?
Es scheint keine Lösung zu geben. Können ihr Paul und Dalius dabei helfen, bevor ihr Versteck zwischen den Trümmern entdeckt und ihre Familie getötet wird?