Excerpt from Döderlein-Krönig Operative Gynäkologie

Mit Wehmut und nicht ohne Bangen ging ich an die Bearbeitung dieser neuen Auflage.

Mit Wehmut, denn ein unerbittlich grausames Geschick hat meinen treuen Mitarbeiter mitten aus tatkräftigster Arbeitsfreudigkeit und sprühendem Leben heraus gerissen. Mit Kronig habe ich die erste Idee zu der Abfassung des Buches gefa�t, mit ihm habe ich die Arbeit, die Mühen und Sorgen um seine Herstellung, aber auch die Freude am endlichen Gelingen geteilt, mit ihm habe ich, als bald nach dem Erscheinen der dritten Auflage das Buch wieder vergriffen war, die bei der Neubearbeitung sich stellenden Aufgaben besprochen, kurz er war von Anfang bis jetzt so verwachsen mit ihm, da� mich lange der Gedanke bedrückte, ohne ihn das Buch neu auflegen lassen zu konnen. Gerade aber, weil Krönig so sehr an dieser unserer gemeinsamen Arbeit hing, hielt ich es schlie�lich als die Pflicht des �berlebenden, sein Werk weiterleben zu lassen, und als ich dann das Buch wieder von Anfang bis zum Ende durcharbeitete, da sprühte mir auf allen Seiten seiner Kapitel sein Feuergeist entgegen und die Trauer um seinen frühzeitigen Verlust erfüllte meine Arbeit mit Wehmut. Ich gedachte der Zeiten, als wir im Sommer 1906 in einem gemeinsamen Ferienaufenthalt in Norderney, wo auch das Vorwort zur zweiten Auflage geschrieben wurde, täglich stundenlang zusammensa�en, um das schwierige Kapitel der Chirurgie der Harnwege fertigzustellen. Es war für jeden von uns kein kleines Opfer, statt lustzuwandeln und meerzubaden, diese spröde Materie uns dienstbar zu machen. Da wurde uns beiden erst recht klar, wie notwendig für einen derartigen Zwang die Gemeinschaftlichkeit ist; jeder brauchte den anderen, vielleicht weniger sachlich, als zum Festhalten an der nicht immer gern geleisteten Arbeit. Es ist mir ein Bedürfnis, das Geleitwort dieser Auflage mit dem Andenken und der Erinnerung an die Zeiten zu schmücken, in denen Krönig mitten im Genu� eines frohen und reichen Lebens stand.

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