Excerpt from Die Vokalisierung des N bei den Schweizerischen Alemannen

Doch das sind allbekannte Dinge. Sie wurden hier nur wieder holt, um an die Solidaritat der Sprachen untereinander zu erinnern. Freilich mochten wir damit keineswegs dem Wehne Vorschub geleistet haben, dafs ahnlich scheinende Vorgange in verschiedenen Sprachen identisch seien. So ist gleich mit Beziehung auf obige Zusammenstel lungen zu bemerken, dafs der Ubergang von monstrate in ital. Mostrare durchaus nicht auf derselben Stufe steht, wie derjenige von Gans in nord. Und alemann. Gas. Es will vielmehr jede Sprache zunachst aus sich selber erklart sein, und die etymologische Kunst ist in die arg sten Irrthfimer gefallen, wenn sie sich durch auerliche Zusammenstim mung von sprachlichen Erscheinungen gefangen nehmen 1iel's anstattsich zur Wurdigung dieser in das Prinzip jeder einzelnen Sprache zu versenken und namentlich sich von dem separaten Lautwerthe der den Nationen gemeinsamen Schriftzeichen Rechenschaft zu geben. Und auch da, wo gewisse Vorgange den Sprachen wirklich gemeinsam und iden tisch sind, lohnt es sich der Muhe, jede derselben fur sich daraufhin anzusehen. Es werden sich der genaueren Beobachtung verschiedene Umfange der Thatsachen, also auch verschiedene Gesetze, und der Gleich heit gegenuber eben so starke Abweichungen herausstellen. Die hier mit eingeleitete Untersuchung uber ein Gesetz in der Sprache der schweizerischen Alemannen wird diese Behauptungen in hohem Grade zu erharten vermogen. Sie wird einerseits das Gesetz, welches Joh. Schmidt dem erstaunten Auge in einem bisher nicht geahnten Umfang aufgedeckt hat, mit Beziehung auf die Kon30nanten, vor welchen n zu verschwinden pflegt, in einen sehr engen Kreis einschranken, ander seits aber in der Erfullung dieses Kreises einen Reichthum der Falle und Farben verfuhren, wie keine andere Sprache sie besitzt.

Das fragliche alemannische Sprachgesetz in seinen Grundzugen baut sich zunachst auf folgenden Erscheinungen auf.

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