About the Book
Island zur Zeit der Wikinger 939 n. Chr.: Sklavin Jenna wird von schlimmen Visionen geplagt. Als Leif, einer der Krieger des Dorfes, über Nacht fliehen muss, schließt sie sich ihm, wohl wissend, was er alles von ihr verlangen wird. Währenddessen braut sich Unheil über Island zusammen - mit furchtbaren Folgen für die gesamte Insel und einem gänzlich unerwarteten Schicksal für Leif und Jenna ... Wahrlich, die Nornen haben ein merkwürdiges Garn gewebt. Wikinger und ihre Übergriffe, Liebe und Missbrauch, das aufstrebende Christentum und die nordische Götterwelt - das alles verbindet sich vor der rauen und gefährlichen Natur Islands zu einem packenden historischen Roman mit brutaler Authentizität.Leseprobe: "Komm schon, Fjalla, wir müssen uns sputen", murmelte Jenna und die kleine, dunkle Stute zockelte gehorsam hinter ihr her. Seit Tagen hatte sie heimlich Vorräte beiseitegeschafft, aber doch immer gezögert, es hinausgeschoben, gewartet, ohne zu wissen, auf was. Jede Nacht hatten schreckliche Träume von Feuer und Rauch und schreienden Männern, Frauen und Kindern sie heimgesucht, dennoch hatte sie sich nicht dazu durchringen können, ihren Plan umzusetzen. Bis zu dieser Nacht. Es wurde früh hell. Das war ihr Glück, zu leicht hätte sie sonst auf dem steinigen Untergrund stolpern und stürzen können. Hastig zerrte sie das Pony weiter über die Anhöhe und blickte sich suchend um. Wohin war er denn nur verschwunden? Wie aus dem Boden gewachsen tauchte Leif neben ihr auf, der grimmige, aufbrausende Krieger. In der Hand hielt er ein Schwert, das er ihr gegen die Kehle drückte. Sie wagte es nicht, sich zu rühren, konnte aber nicht verhindern, dass sie anfing zu zittern."Was schleichst du mir nach, Sklavin?", grollte er. "Ich ... Ich habe ein paar Vorräte bei mir", stieß sie hervor. "Getrocknetes Lammfleisch und gesalzenen Fisch ..." Er runzelte die Stirn. "Wie kommst du darauf, dass ... Du hast ..." Ihm zu folgen war keine gute Idee gewesen. Sie senkte den Kopf. "Was hast du gesehen?", fuhr er sie an. "Nichts", stammelte sie. "Nichts. Ich habe nur gehört, dass du mit einem Mann gestritten und danach deine Sachen gepackt hast, um fortzugehen." Eine Lüge. Er musste wissen, dass es eine Lüge war. Seine Brust hob und senkte sich heftig, aber er nahm das Schwert wieder herunter. "Ich glaube dir kein Wort." "Ich ... ich bin es leid, als ... als die niederste aller Sklavinnen ständig benutzt zu werden", stammelte sie. "Du wirst ständig benutzt?" Er lachte kalt, hob die Hand und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. "Ich weiß, wie sie dich nennen.""Wenn die Knechte betrunken sind, kümmert sie Schönheit nicht, und die Sklaven nehmen jede Frau, derer sie habhaft werden können." "Und wieso glaubst du, dass du es bei mir besser haben wirst?" "Ich werde alles tun, was du von mir verlangst. Dazu habe ich dir Vorräte mitgebracht und ein Pony. Ich hoffe, du nimmst meine Gaben an." "Ich sollte dich und deine Gaben eher ins Dorf zurückjagen!", schnaufte er. "Du wirst mich aufhalten und die Vorräte, die du gestohlen hast und das Tier ... Ich habe darauf verzichtet, ein Pferd zu nehmen, damit sie sich nicht die Mühe machen, mich zu jagen." "Die Speisekammern sind reichlich gefüllt, letztes Jahr konnte eine gute Ernte eingebracht werden", erwiderte sie. "Das Tier hier ist dürr und gilt als schwach und mich werden nur die Sklaven vermissen, aber nicht die Krieger."Er atmete tief durch. "Ja, dich werden sie sicher nicht vermissen, da stimme ich dir zu. Gut, Sklavin, dann komm mit mir. Aber schnell, ich kann niemanden gebrauchen, der mich aufhält." Er nahm sein Bündel ab und bürdete es der kleinen Stute auf, die es mit hängendem Kopf über sich ergehen ließ. Es schien nicht sonderlich schwer zu sein. Sicher hatte er seine Flucht nicht so lange geplant wie sie.