Excerpt from Die Probleme des Naturrechts bei Thomas von Aquin: Inaugural-Dissertation der Philosophischen Fakult�t (Sektion I) Der Ludwig-Maximilians-Universit�t M�nchen zur Erlangung der Doktorw�rde, Eingereicht am 16. November 1908

Arbeit uber diese Gegenst-ande. Rn do If E u oken hatte in seinem bekannten, geistvollen Essayl) dem Thomismus jede Mission f�r eine irgendwie bedeutsame F�rderung der modernen sozi alen Verh�ltnisse abgesprochen. Von Maurenbrecher, mu�te man sich nun sagen lassen, da� Thomas nicht einmal das n�tige Material zum vollen Verst�ndnis des Lebens seiner Zeit gehabt habe, geschweige denn f�r unsere Zeit irgendwie Norm sein k�nne, da� "aristotelische Schemata an Stelle der Begriffe aus dem wirklichen Leben treten. Nicht nur also, da� Thomas' Ansichten vom besonderen gesellschaftlichen Leben der Menschen keine Richtschnur fur unsere Kultur sein konnen, eine �berzeugung, die bei ernsten katholischen Sozialpolitikern keinen Augenblick ins Wanken kam, es fehlten ihm auch die Kategorien zur begrifflichen Ausdeutung und Verarbeitung des Lebens, das um ihn sich wob. Und nie mand wird im Ernst eine derartige Forderung an den von Natur aus spekulativen Geist des Dominikanerm�nches stellen.

Wo man nach Dauerwerten bei Thomas einzig suchen darf, das sind spekulative Fragen. Der Mann, dessen Geist gro� genug war, einer alle Erdteile umspannenden Kirche ihre Philosophie zu geben, wird auch nicht versagen, wo es sich um die philosophische Fundierung des Verkehrs von Mensch zu Mensch, also um die Prinzipien der Rechts und Staatslehre handelt. Die besondere Form, 'welche die thomistische Natur rechtslehre angenommen hat, ihre historischen Voraussetzungen und innere Ausgestaltung, das ist der Gegenstand unserer Untersuchung. Die einzige Vorarbeit �ber das Thema in solcher Umschreibung scheint Gustave Bressoles in seiner Etude sur le trait� des lois de St. Thomas d'aquin (erschienen im Recueil de 1'acad�mie de l�gislation de Toulouse t.1118538*) geliefert zu haben. Da sie uns aber leider nicht zu g�nglich war, so k�nnen wir nicht beurteilen, in welchem Ma� Bressoles den Anforderungen seiner Aufgabe gerecht wurde.

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