Excerpt from Die Landschaftsmalerei der Toskanischen und Umbrischen Kunst von Giotto bis Rafael

G u t h m a n n Landschaftsmalerei.dahin verborgenen Inhaltes sei, des eigenen Inneren. Der Mensch wurde seiner selbst bewusst. Schweigend, ihm selber unbekannt, hatten die M�chte seiner Seele geruht gleich einem tiefen, regungslosen Ge w�sser, in dessen klarem Spiegel das All wiederstrahlt. Jetzt lernte er diese Bilder sehen: Da zog sein eigenes Leben an ihm vorbei und das Leben seines Nebenmenschen, die Natur mit der wechselvollen Reihe ihrer Erscheinungen und die Liebe zu den Heiligen und der Glaube an ihre segenbringende N�he. Das alles sah er wie im Bilde in seiner Seele sich wiederspiegeln. So wurde das Gef�hl zur Phantasie, der Mensch begann K�nstler zu werden. Das Bed�rfnis nach Ausdruck wurde rege, und die religi�sen Vorstellungen verlangten nach bildlicher Darstellung. So wurde die Wandlung der religi�sen Anschauungen f�r die Kunst von unermesslicher Bedeutung. 1) Jetzt erst, nachdem die Geschichten des Heils und ihre Tr�ger verrinenschlicht worden waren, konnten sie Gegenstand k�nstlerischer Darstellu'ng werden. Um in seinen Erz�hlungen wahr sein zu k�nnen, musste der K�nstler das Leben, wie es ist, zu erfassen streben. Hier kam ihm der italienische Nationalcharakter entgegen, der f�r jedes Gef�hl eine sprechende Be wegung hat. Es er�ffnete sich ein unabsehbares Feld k�nstlerischer Th�tigkeit, die in sich den Keim der Vollendung trug, Weil sie au! Dem unablassigen Studium der Natur beruhte.

Der Gegenstand der neuen Plastik, mehr aber noch der neuen Malerei war vor allem die Darstellung des Lebens Christi, Marias und des neuen Heilands Franz. Das Volk verlangte von seinen K�nstlern eine m�glichst vollz�hlige Wiedergabe aller wichtigen Augenblicke ihres Lebens. Daher wird das k�nstlerische Ausdrucksmittel dieser Zeit das breite epische Erz�hlen, das in langen Bilderreihen zu dem un gelehrten Volke verst�ndlich und langsam spricht. So bekommen diese ausf�hrlichen Freskenzyklen Verwandtschaft mit den geistlichen Schau Spielen, den Sacre Rappresentazioni, deren Wesen in dern umst�nd lichen Nebeneinanderreihen aller �rtlich wie zeitlich oft auseinander liegenden Begebenheiten besteht?)

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