Excerpt from Die Hellenistisch-R�mische Kultur in Ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum

Der Hellenismus hat, um nur seine grossten Wirkungen zu erw�hnen, erstens an den R�mern eine grosse Erziehungsaufgabe erf�llt. Die r�mische K1dturentwickelung, namentlich seit dem zweiten punischen Kriege, erscheint als ein fortschreitender Hellenisierungsprozess, der Religion und Sitte, Sprache und Literatur, schliesslich auch zum grossen Teil die originalste r�mische Schopfung, das Recht, durchdringt und eine Kultur erzeugt, die man einem Palimpseste mit unterer r�mischer und oberer griechischer Schrift vergleichen k�nnte. Mag fur den antiquarischen Forscher dieser Prozess, der das Ver st�ndnis des echten R�mertums so sehr erschwert hat, einen beklagenswerten Verlust bedeuten, f�r die Geschichte der Menschheit ist er ein unendlicher Gewinn und Segen gewesen. Denn er hat dem r�mischen Volke erst die Kraft gegeben, Tr�ger einer grossen Kulturmission unter den V�lkern des westlichen Mittelmeers zu werden. Der Hellenismus hat den R�mern die vorbildlichen griechischen Literaturformen vermittelt, hat die r�mische Sprache geschmeidig gemacht und. Noch in der Kaiserzeit einen neuen Stil gezeitigt, dessen originalste Ausgestaltung wir in Tacitus bewundern; das feine Gef�hl der romanischen Nationen f�r Wohlklang und Gesetzm�ssigkeit der Sprache ist hellenistisch - r�misches Erbteil. Der Hellenismus hat den R�mern und damit allen V�lkern einen wesentlichen Beitrag zur grammati schen, logischen, rhetorischen Terminologie beigesteuert. Die mittlere Stoa hat den gebildeten R�mern ihre h�chsten Sittlichen Ideale zum Bewusstsein gebracht und wirkungsvoll gepredigt, hat den Anstoss zur Vergeistigung und Verinnerlichung der Religion gegeben. Begriff und Formen des hellenistischen K�nigtums haben allm�hlich den r�mischen Prinzipat zur absoluten Monarchie umgestalten geholfen und in staatlicher und kirchlicher Organisation bis auf die Gegenwart nachgewirkt. Wenn Ihering die Ueberwindung des Natio nalit�tsprinzips durch den Gedanken der Universalit�t als die welthistorische Aufgabe Roms bezeichnet, die zuerst durch Verbindung der V�lker zur Einheit des Staates, dann durch die Einheit der Kirche, endlich durch die Rezeption des r�mischen Rechtes erf�llt sei, so ist nicht zu vergessen, welchen Anteil der Hellenismus an der Bew�ltigung dieser Aufgabe hat.

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