About the Book
Excerpt from Die Galgenfrist: Eine Erfundene und aus der Form Geratene Geschichte Und wozu eigentlich dieses ganze Gerede? Da behauptet der Mensch, seine Geschichte habe mit dem ersten Wort angefangen, und nun So etwas kann man allenfalls als Vorrede hinnehmen, wie sie die Dichter vor f�nfzig und hundert Jahren zu schreiben pflegten, aber wenn die Geschichte tats�chlich schon begonnen haben soll, sehe ich wirklich nicht ein Gewi�, lieber Leser, unterbreche jetzt wieder ich dich, auf den ersten Blick hast du nicht so unrecht, aber wage noch einen zweiten und dritten Blick, und dann wirst du mir viel leicht zugeben, 'da� nun, da� die Geschichte wirklich schon angefangen hat. Ich bin n�mlich gar nicht in der Laune, dir etwas zu erz�hlen, so wie man eben zu er z�hlen pflegt, wenn man seinem H�rer nicht gegen�ber sitzt, sondern sich erst durch Vermittlung verschiedener tober und lebendiger Dinge an ihn wenden mu�. Viel leicht liegt es �brigens auch ein wenig an dem, was ich dir bieten will. Es eignet sich vielleicht nicht f�r eine der hergebrachten Formen, oder ich selbst, meine Hand eignet sich nicht dazu, es in diese Form zu gie�en. Und so will ich die Form f�r diesmal lieber �berhaupt zer schlagen, den hei�en Brei noch rauchend und flussig vor dir aussch�tten und dann gemeinsam mit dir zu sehen, wie er allm�hlich erstarrt, welche Gestalt er dabei ohne fremdes Dazutun annimmt. Hast du Lust dazu, lieber Und wenn auch nicht du im Lehn sessel, dann vielleicht du auf der Waldwiese, oder du im Eisenbahnwagen, oder du im Bett? Besonders aber du, der du eben aus der Leihbibliothek kommst, �berleg' es dir gut, solange du noch Zeit hast, umzukehren und dir ein anderes Buch zu holen, von dem du dir mehr Kurzweil versprichst. Du hast Lust dazu? Nun sch�n, so will ich mir redlich M�he geben, dich nicht allzusehr zu entt�uschen. Hier meine Hand darauf! Siehst du, wie n�tig es ist, da� auch du mich dir vorstellst, oder besser gesagt, da� ich michdir vorstelle? Wie k�nnten wir uns sonst die Hand 'reichen?. Denke am besten, ich s��e dir gegen�berin einem Lehnstuhl oder im Eisenbahnwagen, oder ich l�gedir gegen�ber auf der Waldwiese oder am Ufer des Flusses oder aber nein! Weiter wollen wir nicht im' Bilde bleiben, denn wir wenden uns ja, und zwar hoflichkeitshalber sogar an erster. Stelle, m�glicherweise auch an eine Leserin. W�nschst du ein ganz getreues Abbild von mir zu emp fangen? Ich glaube, es gen�gt, wenn du wei�t, da� ich keine langen Locken trage, die meinem Rockkragen einen fettigen Glanz verleihen, kein-eu Samtflaus, keine bodenscheuern Hosen �ber vertretenen Schuhen, und da� ich meine Gedanken nicht aus denfingern sauge, in folgedessen auch keine abgebissenen N�gel habe. Im �brigen nimm an, ich sei nicht sch�n w1e em junger Gott, aber auch nicht h��lich wie ein erboster Affe, kein gr�nk�pfiger Junge mehr, aber auch noch kein grauhaariger Alter. Ziehe aus allem das goldene Mittel, und die Rechnung wird halbwegs stimmen, mag sie auch nicht restlos aufgehen. Mehr ist gar nicht notwendig, denn glatt gel�ste Rechnungen verlieren jeden Reiz, und vor diesem Schicksal m�chte ich einstweilen gerne be wahrt bleiben. So, jetzt kennen wir uns, soweit es f�r ein unverbindliches Gespr�ch, f�r eine zwanglose Nach mittags oder 'abendunterhaltung' erforderlich ist, und jetzt will ich dir kein Buch von mir zu lesen gehen, noch Will ich dir vielleicht selbst aus einem solchen vorlesen, sendern sondern Nur keine Unruhe, lieberleser. About the Publisher Forgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.com