Excerpt from Die Freiheit des Musikalischen Vortrages im Einklange mit H. Riemann's Phrasirungslehre: Nebst Einer Kritik der Grundlagen Poetischer Metrik und des Buches "Le Rythme" Von Mathis Lussy

Wenn ein Problem, welches denkende Menschen in irgend einem Gegen stande Jahre lang, Jahrzehnte lang besch�ftigt hat, endlich eine geniale L�sung erf�hrt, so pflegen die ersten Einw�nde, welche gegen diese L�sung erhoben werden, die th�richtesten zu sein, weil es diejenigen sind, welche am n�chsten zu liegen scheinen. Leider werden die Einw�nde dieser Art auch am hart n�ckigsten wiederholt und halten deshalb den Fortschritt am st�rksten auf, es sind gleichsam die wilden M�nner, welche mit Keulen den Zugang zum Elysium einer besseren Zukunft wehren; aber die Wahrheit besinnt sich zuletzt, dass sie Fl�gel hat und die Keulenschl�ge der Th�riehten treffen in die Luft. Diesmal nun hat sich die L�sung des Problems ereignet, welches wir bez�glich der Kunst des Vertrages mit dem Ausdruck Phrasirung bezeichnen und die Anzeichen Sprechen daf�r, dass ihr der oben geschilderte Empfang bereitet werden wird, wiewohl der Entdecker jener L�sung, Dr. H. Riemann, durch zahlreiche und gewichtige Leistungen den Anspruch darauf erworben hat, in unserer Zeit auf dem ganzen Gebiete musikalischer Theorie der Lehrer Deutschlands zu sein und zu heissen. Unter Anderem sind seine Harmonielehre, richtiger: seine Entdeckung des Klangschl�ssels (soviel davon �ffentlich vorliegt) und seine "schule der Melodik, Lehre vom Contrapunkt v�llige Um und N eugestaltungen ihrer Gegenst�nde, in welchen diese zum ersten Male nach einer auf Geschichte wie auf Naturwissenschaft gleichm�ssig gegr�ndeten rationellen Methode behandelt sind, w�hrend mit seiner Theorie der Rhythmik Riemann den Gegenstand selber erst geschaffen hat, und das nachdem wir praktisch gegen die Rhythmik fast blind geworden sind oder doch nur verlegene Blicke und linkische Griffe daf�r �brig behalten haben.

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