Mit 76 Jahren erlebt Gudrun, wovon andere träumen: aus heiterem Himmel verschwinden ihre Falten. Von Tag zu Tag werden es weniger. Gudrun, seit drei Jahren Witwe, hat keine Ahnung, was da vor sich geht. Hat nichts gegen das Verwelken unternommen - keine neue Creme, keine Medizin. Ihr Credo: Das Alter trifft irgendwann jeden. Ihre Gelenke sind plötzlich wie frisch geölt, die Knochen wieder kräftig. Das Grau in den Haaren wechselt zur alten Farbe. Fantastisch sieht sie aus. Der Hautarzt, den sie konsultiert, macht einen Abstrich, kann die Ursache nicht finden. Schlimmer noch, er nimmt sie nicht ernst. Bald lästert der Bekanntenkreis: "Die hat doch was machen lassen, sich unters Messer gelegt." Die Freundinnen sind von Neid zerfressen, die Männer dagegen nehmen sie wieder wahr, machen ihr Avancen.Und die eigenen Kinder? Tochter Nora durchwühlt heimlich die mütterliche Wohnung nach dem vermeintlichen Wundermittel. Mit 44 Jahren möchte auch sie in den Genuss des Faltenkillers kommen. Sohn Sven tippt auf eine neue Liebe in Gudruns Leben. Und der Jüngste, Jost, hat Umwelteinflüsse im Verdacht. Dass Gudruns Tai-Chi-Lehrer Ram, ein Nepalese, eine entscheidende Rolle spielt, ahnt zu diesem Zeitpunkt niemand. Wie auch, es ist, als hätte die Erde den Mann verschluckt. Er ist nicht aufzufinden.Was würde Gudruns verstorbener Ehemann wohl zu ihrem zweiten Frühling sagen? Albert hatte immer zu nörgeln, war ein schwieriger Mensch, hat Gudrun eingeengt. Albert würde das alles nicht gefallen, dem nicht! Mit jeder Falte, die verschwindet, streift Gudrun ein Stück altes Leben ab, häutet sich wie ein Schlange. Sie wird mutig, trifft Entscheidungen, die früher, mit Albert an ihrer Seite, nicht denkbar gewesen wären. Ein Genuss, sich von den alten Zwängen zu befreien. Doch es gibt auch die schlimmen Seiten: Ihr Passbild etwa, das stimmt mit ihrem neuen, jungen Ich nicht mehr überein. Und dann die Angst, dass eine Krankheit in ihr gärt, etwas Böses, das die Entknitterung begünstigt. Wird sie am Ende von Schmerzen dahingerafft? Gudrun meidet Menschen, besonders diejenigen, die sie schon ein halbes Leben lang kennt. Sie fürchtet deren Verachtung, den Hohn. Sie driftet in die Isolation.Voller Hoffnung auf des Rätsels Lösung begibt sie sich in die Hände des Gerontologen Dr. Kleinthal. Ein verhängnisvoller Fehler, der Mediziner ist besessen von der ewigen Jugend und dürstet danach, Gudrun aufzuschneiden. Sie droht, als Versuchskaninchen zu enden, eingesperrt in einem Labor. Gudrun packt ihre Sachen und flieht an die holländische Küste. Szenenwechsel. Dort, wo sie niemand kennt, bekommt sie die Chance, noch einmal von vorne anzufangen. Sie begegnet Sander. Ein Mann mittleren Alters, so herrlich unkompliziert, dass sie nicht mehr von ihm lassen kann. Aber eine Beziehung auf einem Geheimnis aufbauen?