Excerpt from Das Schwache Präteritum der Germanischen Sprachen: Ein Beitrag zur Geschichte der Deutchen Sprache

Zusammenhange stehen als ergebnisse eines besonderen sprachwissenschaftliehen standpunctes, zu welchem ein achtjäriges selbständiges studium auf disem gebiete mich gefürt hat. Erst am ende meiner academischen studienzeit fing ich an mich mit allgemeiner sprachwissenschaft zu be fassen, war also nicht mer in der lage mich dem schüler kreise eines meisters anzuschliessen. Auf dise weise bin ich des glücks, eines grossen meisters schüler mich nennen zu dürfen, nicht teilhaftig geworden und der gang meiner studien war ein ser mühevoller weil kein lerer mit anlei tung oder' gutem rat mir zur seite stand. Diser umstand hat mich aber auch vor der einseitigkeit hewart, welcher der dankbare schüler eines geistreichen und zugleich gütigen meisters gar zu leicht verfällt; one besondere persönliche verpflichtung gegen den einen oder den andern der grossen sprachforscher konnte ich ire gedruckten werke unbefan gener neben einander halten und in den nicht seltnen fällen, wo sie verschidener meinung sind, one voreingenommenheit jedem einzelnen gegenüber stellung nemen. Natürlich kann von drei, vier, fünf ansichten, welche sich gegenseitig aus schliessen, immer nur eine die richtige sein, manchmal aber auch keine, und je mer ich mich in die werke der ver schidenen verfasser und das von inen in überreichem masse gebotene material hineinarbeitete, um so häufiger kam ich in die lage keiner der einander gegenüberstehenden an sichten ganz zustimmen zu können. Die natürliche folge hiervon war, dass auch in andern fällen, wo mer überein stimmung herrscht allmählich zweifel in mir aufstigen, welche mich zuletzt zur verwerfung einiger hauptsätze dermodernen spraclpvissenschaft gefürt haben. Ich bin keines wegs im stande alles, was ich negire durch etwas neues zu ersetzen, obwol es in den meisten fällen gar nicht schwer ist irgend eine hypothese aufzustellen. Das ist eben die schwache und gleichzeitig gefärli che seite der vergleichen den sprachforschung, dass sie in ausserordentlich vilen fal len, wo die bindcglider zwisehen den einzelnen sprachen und sprachfamilien felen, auf blosse vermutungen angewi sen ist, hier ist dann natürlich der subjectiven speculation und geistreichen spilerei tür und tor geöffnet; überhaupt aber betrachtet dise gewiss hochinteressante wissenschaft im allgemeinen die einzelnen sprachen immer noch zu ser aus der vogelperspective, obwol in diser beziehung schon manches besser geworden ist und eine mer nüchterne be trachtung bereits vilfach sich geltend gemacht hat. Bei der negirenden stellung, in die ich einigen hauptglaubens artikeln der allgemeinen smachvergleichung gegenüber geraten war, konnte mir naturgemäss die fernere beschäfti gung mit derselben keine rechte befridigung mer gewären, ich fiilte das bedürfniss einer reelleren unterlage und wante mich dem studium der germanischen sprachen zu, weil die historische entwickelung unserer muttersprache und irer schwesterdialecte schon längst meine aufmerksamkeit vor wigend auf sich gezogen hatte. Auch hier bin ich zu manchen abweichenden ansichten gelangt, wovon die vor ligende arbeit proben gibt, ob ich dabei glücklicher ge wesen bin als meine vorgänger, muss der erfolg leren, in einigen puncten glaube ich es hoffen zu dürfen.

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