Excerpt from Das Ablautende Verbum bei Hans Sachs: Ein Beitrag zur Formenlehre des Deutschen im 16. Jh

Vgl. Schweitzer, Etudes sur la vie et les oeuvres de Hans Sachs. Nancy 1887. S. 45.

Die Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache zur Erleichterung des Verkehrs machte sich früh geltend, und als das Resultat vieler Factoren entstand das sogenannte gemeine Deutsch. Es ist eine Ansicht, die vieles fur sich hat, dass dieses gemeine Deutsch auf der Grundlage der Mundart des Nordgaus und dessen Hauptstadt, Num bergs, erwachsen sei. Schrieb Hans Sachs seine Werke in der Sprache Nürnbergs, so war diese Sprache demnach dem gemeinen Deutsch in Lauten, Formen und Wortschatz so nahestehend wie möglich. Doch hat Hans Sachs nicht den sklavischen Gebrauch der einheimischen Mundart. Er er hebt sich uber sie zur bewussten Anlehnung an das Deutsch der kaiserlichen Kanzlei, das längst zu einer allgemeinen Buchsprache, längst zu eben einem "gemeinen Deutsch geworden war, und das eine besondere Pflege in Mittel deutschland schon in den Anfängen der reformations-lit teratur gefunden hatte. Und hier ist für unseren Autor zu berücksichtigen, dass er ein eifriger Anhänger und Nach ahmer Luthers war, wofür die Thatsache, dass er im Jahre 1521 vierzig Schriften Luthers und seiner Freunde besass, einen genügenden Beweis und letztlich, dass Hans Sachs selbst als junger Handwerksbursche nach Mitteldeutsch land gewandert war, wo er zweifelsohne seinen Wortschatz be reicherte. Diese Erfahrungen, wie auch sein eifriges Stu dium der Schriften Luthers und besonders der Bibel kamen ihm sehr zu Gute, als er später zu dichten anfing, denn ihnen verdankt er zum grossten Theil die Leichtigkeit, mit der er seine Reime fand.

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