Excerpt from Botanische Zeitung, 1898, Vol. 56: Erste Abtheilung

Um die Nebenwurzeln in die verticale Lage zu bringen, bieten sich verschiedene Wege. Die Kästen können durch Drehung und Neigung eine solche Lage erhalten, dass einige Nebenwurzeln sich gerade in der Verticalen befinden; oder man legt Hauptwurzeln, aus denen schon Nebenwurzeln hervorgetreten sind, in schrager Lage so an eine Glaswand des Kastens, dass einige der Nebenwurzeln die verticale Stellung einnehmen. Es giebt aber auch eine Moglichkeit, Nebenwurzeln direct in. Die Verticale austreten zu lassen. Bilden z.b. Die Nebenwurzeln einer Cucuzbita in einer Region der Hauptwurzel mit dieser normal einen Winkel von so ist die Hauptwurzel der eine, die betreffende Nebenwurzel der andere Schenkel dieses Winkels. Wird nun die Hauptwurzel in einen Winkel von 60° gegen die Verticale gebracht, so kommt die Nebenwurzel in die Verticale zu liegen. Man kann nun auch eine solche Zone der Hauptwurzel, deren Neben wurzeln einen geotropischen Grenzwinkel von 60° bilden, vor deren Austritt in den Winkel von 60° ablenken', dann mussten die Nebenwurzeln aus dem abgelenkten Theil vertical austreten. Solche Ablenkungen von Hauptwurzeln sind leicht auszuführen; allerdings ergiebt sich aber hierfür eine andere grosse Schwierigkeit. Man kennt den Grenzwinkel nicht vorher, unter den die Nebenwurzeln aus ihrer Mutterwurzel austreten wollen, man kann ihn auch nicht vorher bestimmen, da er individuell sehr verschieden ist und nur soviel feststeht, dass die Winkel der Nebenwurzeln von der Basis nach der Spitze zu gewöhnlich kleiner werden. Es bleibt darum nichts übrig, als viele solche Ab lenkungen unter verschiedenen Winkeln vorzunehmen und zu beobachten, ob Nebenwurzeln aus derart abgelenkten Zonen vertical austreten. Ich habe die Versuche in grosser Zahl ausgeführt und oft vertical austretende Nebenwurzeln dabei erhalten. Die Ablenkungselber fand mittelst langer Glasplatten statt, die schon wahrend de1 Füllung des Erdkastens in geeigneter Höhe unter verschiedenen Neigungswinkeln gegen die Glaswand fest ange legt wurden. Die Keimpflanzen wurden dann in vorgebohrte Löcher so eingesetzt, dass sie nach einiger Zeit auf die Platten aufstossen mussten. Die Orientirung war die, dass eine Nebenwurzelreihe vom Beobachter aus links austreten_ musste die Platten waren nach der rechten Seite geneigt 5, am abgelenkten Theil der Hauptwurzel kam diese somit nach unten. Andere Orthostichen treten später wohl störend dazwischen, doch lassen sich die Nebenwurzeln der erstgenannten trotzdem leicht gesondert verfolgen.

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