Excerpt from Bilder zur Geschichte der Deutschen Sprache

Nun hat aber nicht Jeder Zeit und Gelegenheit, auch nicht Jeder Lust und Fahigkeit, die fast zahllosen Emzelforschungen oder auch nur die umfangreichen Hauptwerke durchzugehen und Sich aus denselben em Gesamtbild zu konstruieren. Es erschien mir daher eine verd1ensthche Aufgabe, (1 en Ve rsu 0 li zu machen, in einem emmgen mafsigen Werke das Wissenswerte und Interessanteste, was die Sprachforschung fur uns zu bieten hat, zu vereinigen und m zwang loser Form, in lose aneinander gereihten Bildern dem Leser darzu b1eten. Eine vollstandige Geschichte der deutschen Sprache zu geben, ist eine Aufgabe, an welche Sich die gemalsten, gelehrtesten Sprachforscher zur Zeit noch nicht wagen, da die erforderlichen Vor arbeiten fur ein solches Unternehmen noch lange nicht beendet Sind. Eine vorlaufige Umschau auf dem bebauten Gebiete zu halten, einen weiteren Leserkreis uber die gelosten und noch schwebenden Fragen zu orientieren, zu zeigen, dafs auch auf diesem Felde anmutige Garten sich anlegen, z1erhche und erfreuende Blumen slch gewmnen lassen, selbst dieses Unternehmen erfordert einen Aufwand von Wissen, Kraft und Zeit, Wie ihn nur Forscher von Professmn zu machen imstande smd, und gerne wurde ich einem solchen den Vortritt lassen. Da aber aufser von A. Schleicher und H. Ruckert vonseiten der Fach gelehrten noch kein Versuch gemacht worden ist, fur die geschieht liche Betrachtung unserer Muttersprache Gunst und Interesse in weiteren Kreisen zu erregen, so wolle man es nicht anmafshch finden, wenn dieser Versuch von einer Seite gewagt Wird, auf welcher im streng mssenschafthchen Sinne nur "dilettanten oder "la1en, nicht aber zunftige Meister und Forscher Platz haben Ver fasser ist Sich dieses seines bescheidenen Standpunktes den Kory phaen der Wissenschaft gegenuber voll bewufst und darum bestrebt gewesen, 8101] gebuhrendermafsen innerhalb seiner Grenzen und Schranken zu halten. Hmmach bedarf es wohl kaum noch der ausdrucklichen Erklarung dafs das vorliegende Werk keinen An spruch darauf macht e1n sprachwissenschafthches im eigentlichen Sinne zu sein, noch auch fur eine Frucht selbstandiger Forschung und eine Schopfung eigener Gelehrsamkeit zu gelten; dasselbe Will und soll nichts anders sein, als eine Sammlung von Betrachtungen uber Fragen der Sprachgesch1chte, der Formenb11dung und Bedeutungslehre, welche allgemeines Interesse haben und in.

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