Excerpt from Beiträge zur Geschichte der Universitäten Leipzig und Wittenberg: Nebst Einem Anhang

Die nachfplgenden drei kleinen Aufsätze sind schon früher, wenn auch in etwas anderer und verkürzter Form, vereinzelt im Druck erschienen, die beiden ersten im Jahrgang 1896 der Wissenschaftlichen Beilage zur Leipziger Zeitung, der dritte im gleichen Jahr in der Frankfurter Oderzeitung. 'was im be sonderen diesen dritten als Anhang beigegebenen Artikel be trifft, so sei bemerkt, dass ich ihn den beiden sich mit der Geschichte der Universitäten Leipzig und Wittenberg be schäftigenden Aufsätzen heigefiigt habe, weil er uns, wenn auch in flüchtigen, skizzenhaiten Umrissen, ein Bild giebt von dem Leben und. Den Einrichtungen an einer anderen ostdeutschen Universität jener Tage. Dem Leser wird es dadurch ermög licht, wenigstens für manche Punkte Vergleiche zwischen den einzelnen Universitäten anzustellen und aus den Ã?berein stimmungen und Abweichungen sich einen ungefähren Schluss zu machen, was von den Wittenberger und Leipziger Einrich tungen und Zuständen, die er in den ersten beiden Artikeln kennen lernt, einerseits specifische Eigentümlichkeit dieser sächsischen Hochschulen, was ihnen davon andererseits mit anderen Universitäten Deutschlands gemeinsam war.

Führt uns der erste Aufsatz, der sich mit dem Siege des Humanismus an den beiden Universitäten Leipzig und Witten berg beschäftigt, in die Zeit des Emporbltihens einer neuen freieren Weltanschauung und eines neuen wahrhaft wissen schaftlichen Lebens, so erinnert uns der zweite Artikel an vielen Stellen, mag er sich auch vorzugsweise mit der äusseren Verwaltung und Organisation der Universitäten befassen, daran, dass schon am Ausgang des XVI. Und gar im XVII. Jahr hundert dieser freiere Hauch geistigen Lebens auch an den evangelischen Universitäten vollkommen verweht war. Unter dem Druck einer starren und verknöcherten lutherischen Recht. Gläubigkeit war an die Stelle freien Strebens nach Wahrheit, wie sie der Beginn des XVI. Jahrhunderts zeigt, ein pseudo wissenschaftliches' spitzfindiges Begrifiespalten eine öde, inhalt lose Wortklauberei und ein pedantisches Festklammern an über kommene dogmatische Begrifl'e getreten, wie sie der Zeit der ausgehenden Scholastik alle Ehre gemacht hätte. Eine mit dem Anspruch, im alleinigen Vollbesitz der Wahrheit zu sein, auftretende Orthodoxie ist eben, wo immer sie zur Herrschaft gelangt, mag sie sich nun evangelisch oder katholisch nennen, stets die Todfeindin eines voraussetzungälosen, nur nach der Wahrheit suchenden, wissenschaftlichen Strebens.

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