Excerpt from Ausgew�hlte Schriften

Aber es ist eine Pflicht der Gerechtigkeit, hier anzu merken, da� wir zu solchen Entscheidungen nur dank der Arbeit berufen sind, die vor uns und f�r uns unsere V�ter getan haben. Ihnen hat, und das m�ssen wir ihnen als Verdienst und nicht als Fehler anrechnen, die Notwendig keit der Festlegung historischer Bedingungen mehr gegol ten als die Aussmache pers�nlicher Erkenntnisse. Dem Zwange der unpers�nlichen Wissenschaftlichkeit unter w�rfig, �berzeugt von der Notwendigkeit, die Tradition m�glichst unversehrt zu erhalten, �berlie�en sie uns die schwerere Aufgabe schon aus dem Grunde der liberalen Be quemlichkeit, welche vor allem jede Verantwortung scheut. Es ist gerade Zeit, da� wir unseres Amtes zu walten be ginnen. Denn �ber dieser allzu gro�en Sachlichkeit, deren Vorteile f�r uns zun�chst in einer bequemen �bersicht beruhen, war beinahe das Wesen des Lebendigen, dem als dem Wertvollsten wir uns allein zuwenden, durch die Zu r�ckhaltung aller Verbindungen mit dem Neuen erstickt worden. Fast w�re es dahin gekommen, da� zwei ver schiedenewelten einander gegen�bergestellt worden w�ren, zwischen welchen die Br�cke zu schlagen erst noch eine besondere Arbeit verlangt h�tte. Durch den pl�tzlichen, von allen Freunden des Lebendigen freudig begr��ten, gleichsam sich auf sich selbst besinnenden Umschwung in der historischen Betrachtung sind wir dessen gl�cklich ent hoben. Wir schicken uns eben an, ein k�stliches und dau erndes Verh�ltnis mit unseren Gro�en neu, auf einer an deren, freieren und pers�nlicheren Basis, als dies fr�her m�glich war, zu schlie�en, mit denen wir die F�hlung schon beinahe verloren hatten. Und es ist h�chst wichtigfestzustellen, wie ganz verschieden von der Generation vor uns wir urteilen, weil wir urteilen im wahren Sinne dieses Wortes gelernt haben. Uns bedeuten ein Heinrich von Kleist, ein Friedrich Hebbel, weil wir ihre dramatische Kraft von der Nat�rlichkeit Henrik Ibsens aus ganz un willk�rlich einsch�tzen, ungleich mehr, als sie unsern El tern bedeuteten, deren Enthusiasmus f�r Schillers J amben dichtungen uns hinwiederum nicht mehr verst�ndlich ist. Auf diesem Wege haben wir eine neue, wundervolle Er scheinung zu gewinnen vermocht: die Pers�nlichkeit Goethes, losgel�st von den H�llen eines allzu vordring lichen Philologentums, beginnt wieder der Nation als Mahner zur Aufrechterhaltung einer durch pers�nliches Verh�ltnis zum Lebendigen allein bedingten Weltanschau ung voranzustehen.

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