Excerpt from Assyrische Studien, Vol. 1

Die assyriologischen Abhandlungen, deren erstes Heft hiermit in die Oefi'entlichkeit tritt, wollen an ihrem Theil mit bauen helfen an dem machtigen Gebaude, welches die Assyrio logie aus dem Schutte der babylonischen Tempel und assyri sehen Palaste aufrichtet. Sie stellen sich jedoch nicht in den Dienst der Religionswissenschaft welcher die Assyriologie neue befruchtende Quellen eroffnet, auch nicht in den Dienst der Geschichtsforschung welcher sie ein Jahrtausend zuruekgibt und ein anderes halbes Jahrtausend ungeahnt hell erleuchtet, sondern sie beschaftigen sich ausschliesslich mit den sprach wissenschaftlichen Schriftwerken der Assyrer, mit den Sylla baren oder den monumentalen assyrisch - akkadischen Worter buchern. Zwar hat man langst den hohen Werth dieser Denkmaler erkannt und sie fiir die Entzifl'erung und Deutung der assyrischen Keilinschriftmm in umfassender Weise verwer thet. Allein so bedeutend auch der aus den assyrischen Syllabaren bereits gezogene Gewinn ist, so sind sie doch noch lange nicht ersehopft' und manche fast schon traditionell ge wordene Worterklarungen erweisen sich bei naherer Unter suchung nicht selten als verfehlt, indem man einzelne Angaben der Syllabare aus ihrem Zusammenhang herausriss oder es verschmahte, die semitischen Dialekte in gebuhrendem Umfang und methodischer Weise zur Erklarung des assyrischen Wort schatzes heranzuziehen. Die "assyrischen Studien wollen eine systematische Behandlung der assyrisch-akkadischen Originalworterbucher anbahnen und dadurch, dass sie die Sylla bare gleichen oder verwandten Inhaltes zusammenhangend behandeln und die Bedeutung jedes einzelnen Wortes theils aus den betreffenden Stellen in den Syllabaren oder sonst in den Inschriften und aus seinem akkadischen Aequivalent, theils aus den semitischen Schwestersprachen zu erschliessen suchen, nicht nur die Einzelerklarung der assyrischen Inschriften fordern, sondern auch der semitischen Lexikographie und all gemeinen Sprachwissenschaft gesichertes Material aus dieser reichen Fundgrube zufuhren. Die Vergleichung des Arabischen wird, wie ich hoffe, die Schule Fleischers des unver gleichliohen Lehrers, nicht verkennen lassen. Aber auch sonst befinde ich mich der sprachvergleiohenden Seite der Aufgabe gegenuber in gunstiger Lage. Innerhalb des Kreises der semitischen Dialekte bringen diese Studien zum ersten Male den hohen Werth des misehnisch-talmudischen, besonders des Idioms der babylonischen Gemara, fiir Erkenntniss des assyrischen Sprachschatzes zur Geltung: der achte Excurs dieses ersten Heftes zeigt, dass noch zur Sassanidenzeit sich im Munde der Talmudlehrer im 'irak mancherlei altassyrisches Sprachgut forterbte. Ich darf mich glucklich schatzen, einen Semitisten zum Vater zu haben, welcher mir den Zugang zu diesem nur Wenigen zuganglichen und doch fur die Assyrio logie uberraschend ergiebigen Schriftthum zu erschliessen im Stande war.

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