Excerpt from Alexis Pirons Jahrmarktsspiele: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde Einer Hohen Philosophischen Fakultat der Universitat Leipzig

Von jeher hat fur den weitaus grossten Teil der Litterar historiker auf der Pariser J ahrmarktskomodie der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts das Odium der entsetzlichsten Lang weiligkeit gelastet. "quel 'ennui, quel degout et quelle perte de temps! Ruft Laharpe aus, als er berichtet, dass er sie naher kennen zu lernen versucht habe,1) und auch neuere Kritiker, die sich der Erforschung dieses Gebietes mit mehr Liebe und weniger Voreingenommenheit gewidmet haben, klagen uber die Langweiligkeit und Wertlosigkeit einer solchen Arbeit. Und doch kann ich diese Vorwurfe keineswegs fur unbedingt gerechtfertigt halten. Es ist ja wahr, dass es nicht ganz leicht ist, einer Dichtungsart Interesse oder gar Geschmack abzugewinnen, deren charakteristische Merkmale tiefste Roheit und schrankenlose Unanstandigkeit sind. Aber in ihrer Regel losigkeit, ihrer ganzlichen Unabhangigkeit von allen einengen den konventionellen Vorschriften zeigen viele Stucke der J abr markt3buhne unzweifelhaft eine weit grossere Frische und Lebendigkeit als viele hohere Dramen jener Zeit, und die Keckheit und Ungezwungenheit der Darstellung lasst oft die Geschmacklosigkeit des Stoffes vergessen. Und dann wieder bieten viele der betreflenden Komodien eine solche Fulle von geistreichen Gedanken, einen solchen Schatz von echtem Humor und packender Komik, zugleich aber auch eine solche Menge von kulturhistorisch wichtigen Angaben, dass es doch wohl kaum berechtigt sein durfte, die Jahrmarktskomodie einfach als langweilig abzuurteilen.

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