Excerpt from Academische Revue, Vol. 1: Zeitschrift für das Internationale Hochschulwesen; Winter-Semester 1894/95 und Sommer-Semester 1895

Frühjahre mit Tod abging, berief das Unterrichts ministerium einen jungeren Fachgelehrten aus dem Königreiche Italien, den Professor der freien oder besser gesagt, Gemeindeuniversität Camerino, Gio vanni Pacehiom', als ordentlichen Professor des römi schen Rechtes nach Innsbruck. Diese Ernennung machte um so grösseres Aufsehen, als sie den ersten Fall darstellt, in welchem ein Professor einer italieni schen Universität an eine österreichische Hoch schule berufen wurde. Man suchte nach Grun den für diese neuartige Massregel, und Professor Pacchioni selbst nahm in der neuen Freien Presse dem angesehensten Wiener Blatte, das Wort, um in dieser Hinsicht aufgetauchte irrige Meinungen zu entkräften. Man hatte sich eben, um den Lehr stuhl gut besetzen zu können, eine tuchtige junge Kraft aus Italien verschrieben. Allein der alte Ruf nach der Errichtung einer italienischen Uni versität oder wenigstens juristischen Facultät in Oesterreich wurde gleich nach dem Bekanntwerden dieser Aufsehen erregenden Ernennung in ver stärktem Masse erhoben und seither ist diese Be wegung noch nicht zur Ruhe gekommen. Die Italiener in Südtirol weisen vor Allem darauf hin, dass man durch diese Berufung und ähnliche Massregeln, die vielleicht noch folgen sollen, ihren Bestrebungen durchaus nicht die Spitze abbrechen werde. Ob nun ihre Universität in Sudtirol oder Triest errichtet werden solle, sei eine Frage von secundärer Bedeutung, jedenfalls bemüht man sich hüben wie druben die bezügliche Forderung immer wieder von Neuem zu erheben. So be schloss die am 1. J u11 in Görz abgehaltene dritte Generalversammlung des italienischen Schulvereins lega nazionale, bei welcher 27 Municipien und 97 Corporationen vertreten waren, auf Antrag des Geschichtsschreibers Hortis, eine Aufiorderung an die Leitung der lega nazionale ergehen zu lassen, sie möge die Errichtung einer italienischen Universität in Triest mit allem Nachdruck be treiben. Sollte diese Errichtung noch längere Zeit auf sich warten lassen, so müsste wenigstens das Zugeständm'ss erreicht werden, dass die Di plome der italienischen Universitäten einstweilen im österreichischen Staatsgebiete als gültig aner kaunt werden. Mitte August tagte wieder ein Studentencongress zu Pergine in Südtirol und be schloss eine Resolution, es sei die Errichtung einer italienischen Universität in Südtirol mit allen Mitteln anzustreben.

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