Excerpt from Ã?ber den Ersten Brief Pauli an Timotheus: Ein Kritisches Sendschreiben an J. C. Gass

Und wobei könnte ich nun besser anheben, als bei einer andern bedenklichen Frage von Ihnen, ob ich nämlich, da mir vieles so wunderlich vorkomme und. Ganz abweichend, auch unsern Brief mit den ihm am nächsten kommenden, dem zweiten an den Timotheus und dem an den Titus recht sorgfältig verglichen hätte. Das hatte ich nun allerdings schon damals, und habe es seitdem noch mehr gethan wie denn ein grosser Teil von dem, was ich Ihnen vortragen werde, grade als Resultat dieser Vergleichung sehr merkwürdig und am meisten einleuchtend ist. Nur lassen Sie uns erst über einkommen, wiefern wohl diese drei Briefe zusammen gehören und worin sie einander ahnlich sein müssten, so dass sie sich mehr von den übrigen absondern und in einen eignen Kreis zusammenstellen. Nämlich alle drei haben wohl nur das allerdings merkwürdige unter sich gemein, dass sie an einzelne Personen gerichtet sind, in welcher Beziehung sie dann noch den kleinen Briefan den Philemon sich zugesellen wurden, von dem aber doch hier weiter nicht die Rede sein kann. Dem Inhalt nach aber sind sie bei weitem so genau nicht ver wandt; sondern unser Brief hat mit dem an den Titus nur zum Teil die Absicht gemein, über die in einer Ge meine zu treffenden Anordnungen das nötigste vorzu schreiben, mit dem andern an den Timotheus gar nur die persönlichen Verhältnisse des Paulus und seines Schülers, von denen aber hier sehr wenig die Rede ist, und sonst wenige Einzelheiten, und jene beiden zumal, der zweite an den Timotheus und der an den Titus. Haben, was den Inhalt betrifft, gar nichts ähnliches. Dazu kommt noch ein bedeutender Unterschied der Zeit. Denn wenn sich auch nicht genau bestimmen lässt, wann eigentlich der Brief an den Titus geschrieben worden ist: so fällt doch gewiss der zweite Brief an den Timotheus um mehrere Jahre später, als der erste der Angabe nach müsste geschrieben sein, in einer merkwürdigen erfahrungsreichen Zeit, von der die erste Hälfte, jene Reise nämlich des Paulus, um die Gemeinen zu besuchen und mit der gesammelten Steuer gleichsam triumphirend in die Mutterkirche einzuziehen, unstreitig die Blüte seines Apostolats zu nennen ist, die andere dagegen, das einsame lange Gefängnis, als der Anfang seines Martyrertums gelten kann. Der erste Brief ge hört dann offenbar noch der ersten, der zweite der andern Periode an, und dies reichte in der That hin, um eine bedeutende Verschiedenheit zu begründen. Dennoch lasse ich mir die durch unseren Brief ver mittelte Gemeinschaft aller dreier gefallen, auch in Be ziehung auf die Sprache, und will mich nicht wundern, auch uber eine grossere �bereinstimmung, als zu er warten wäre, wenn nur alles rechtlich dabei zugeht.

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